Wir präsentieren Ihnen von Martin Eckrich verfasste Texte, die sowohl mündlich als auch in Liedform vorgetragen werden. Dasbei begleitet sich Martin Eckrich selbst mit der Gitarre oder er wird von der Musikgruppe "Art.Eckrich" begleitet.




Überwindung des Leids durch Malen

Ein Text von Martin Eckrich zu dem Seminar "Überwindung des Leids durch Malen"



Die Auseinandersetzung, Beobachtung und die Fokussierung des Leids.

I In der Kindheit

Meine Schmerzerfahrungen in der Kindheit kamen durch körperliche Wunden. Sie wurden dargestellt durch Zeichnungen. Selbstzugefügte Schnittwunden brachten Schmerzerfahrung und das Leben zu verlassen und frei von Schmerzen zu sein.

Mein Blut von den Zähnen brachte ich als Kreuz auf meinem Bild, das ich zur Erstkommunion bekommen hatte, auf.

Ich verstand das Leid durch die Identifikation mit der Liebe mit der Schönheit, mit der Reinheit die gepeinigt und verletzt wird; die Identifikation mit dem Menschen selbst und mit den Naturgewalten.

Die kindliche Wahrnehmung, ist rein und stärker, empfindsamer.

Zugefügte Schmerzen seelischer Natur werden auch mit körperlichen Schmerzen verwechselt. Selbstzweifel am Verstand ließen mich meine Haare selbst ausreisen. Die Malerei war ein Zufluchtsort, ein selbsterschaffene Heilzone meines Geistes. In diesem Heilbereich vollzogen sich Naturbeobachtungen, klare aber gekonnte Zeichnungen und Geschichten, Karikaturen von Insekten, Bienen und allerlei Tieren.

In der Realität erwacht waren meine Schulhefte mit allerlei Zeichnungen, auch von entsetzlichen Kopfamputationen, und Blutspritzereien gespickt.

Überwunden wurde der Schmerz durch die Faszination der Angst mit der Verbindung des Humors, Karikaturen und Komik, bzw. kleine Theaterstücke mit Monstern, Vampiren und geistgestörten Genies.

Ziel war es vielleicht auch furchtlos zu werden. So sei das Leid überwunden durch Spiele zur Verarbeitung und Entwicklung, Kriegsspiele, Todesszenen bei Erschießungen von Cowboys und Indianer. Das Blut diente als Faszination des Realen im Spiel, aber auch als Grenze.

II Im Erwachsenwerden

Körperliche Reife und die Befruchtung ergeben ein Kind oder Embryo von zwei Personen. Wenn es nur von Einer davon akzeptiert ist kann es zum Tod des Kindes kommen. Trauer oder Depression entsteht daraus. Trauer und Leid suchen Hilfe um diesem Gefühl des seelischen Schmerzes Linderung zu geben. Worte die hierfür aufgeschrieben wurden finden sich in religiösen Schriften.

Leidet der Geist zu lange sucht er Frieden im Schlaf oder im Tod. Auch hier kann eine Gleichbedeutung der Verwechslung von Tod und Schlaf entstehen. Wie in der Kindheit bei Körper und Seele die als Einheit gesehen wurden. Die Religion bewacht die Tore des Lebens. Ein Geist der litt, ist ein Geist dessen Funktionen auf Notstand standen. Er ist wacher und klarer aber auch empfänglicher für alle Reize um im Notfall auf den richtigen zu reagieren. Nach einer Ruhephase, dem Schlaf, ist dieser so sehr willkommen das ER als Tod wahrgenommen werden kann, bleibt er ungestört und findet in einem sicheren Raum (z.B. Kloster) statt.

Heilige Worte lehren den Geist wieder neu gehen. Die Genesis, das erste Buch Moses, beschreibt die religiöse Erschaffung der Welt.  Wie eine Anleitung zur Neuorientierung des Geistes, wird durch den Anspruch der absoluten Wahrheit die Wirklichkeit erklärbar. Der Geist wird an die Hand genommen nach dem er von der profanen irdischen Welt überfordert wurde.

Dadurch kann er Tag für Tag mehr und mehr neu ordnen und seine ganz eigene Gedankenwelt geltend machen. Er wird geschützt und heilt mit den begleitenden Worten einer Religion. Rituale, Riten, festgelegte sinnvolle Handlungen spielen einen Anfang und ein Ende vor. Eine Welt beginnt und endet. Die Christenheit beginnt nach dem Ende aufs Neue durch die Auferstehung. Dadurch wird das Leiden in die Wirklichkeit der Identifikationsfigur Mensch gerückt erkannt und vereint in den reinen Jungen, in der liebevollen Weiblichkeit und in der Männlichkeit, der Dreieinigkeit Vater, Mutter und Kind. Sein Sterben ist nicht endgültig sondern schlüsselt die Frage nach der Leidüberwindung auf. Es wird der Geist zum Seelenbewusstsein entlassen. Der Himmel und das Paradies zeigen sich, es wird neu gesehen.

Taufe, Kommunion, Ehe, Sterbesakramente sind real wie auch Engel, Propheten und Wunder.

Das ist eine Leidüberwindung die zur glücklichsten Verschmelzung mit Gott führt. Glück und Liebe, Nähe und Geborgenheit sind in stärkster Form erlebbar.

Um durch die Malerei dorthin zu gelangen muss die Malerei in das Leben eingedrungen sein, die Materie Eins mit dem kreativen Prozess sein. Sich selbst der Schöpfer zu sein und im Stande zu sein eine eigene Genesis zu malen oder schreiben. In Vollendung, und in seinen eigenen kleinen oder großen Möglichkeiten Reife zu entwickeln und Vollkommenheit, bringt die Tiefe die dem Bild oder der Skulptur die Ahnung der Seele verleiht.

Das Ausüben einer Perfektion lässt die Handlung zur Meditation werden.

Ein tranceähnlicher Zustand, in dem die Materie mit den Elementen verschmilzt und dass Eins werden mit der Natur und dessen Kosmos ermöglicht. Ein leichtes verrücken des Endgültigen. Ein relativieren und das Anerkennen eines größeren Ganzen hilft Glück zu empfinden und heilt somit auch verletzte Empfindungen.

III Das Malen und Zeichnen

Zunächst ist der direkteste Weg Vollkommenheit zu erlangen im Symbolismus und seinen Gesetzen.

Der Punkt ist fast gleich dem Kreuz, die Strecke der Strich zeigt Aktion in der Zeit auf.

Grundformen umgeben uns und wirken auf uns.

Klarheit und einfach Verständliches verbindet mit ursprünglichen Heilprozessen. Wie in der Kindheit können wir uns mit Symbolen sichern.

Farben unterstreichen Gefühle und haben sich im Expressionismus von Licht- und Schattenwirkung befreit. Rot der Wärme und Nähe, Blau der Ferne und Kälte, Gelb der Konzentration und Stärke sind Grundfarben der Erde. Als Lichtfarben überlagert ergeben sie Weis. Als Erdfarben Schwarz. Die heilenste Farbe scheint mir Schwarz, denn sie versöhnt mit der Erde und unserem jetzigen Leben.

Besäße der Urknall eine Farbe wäre er wohl weiß und seine Linie ein Strahl. Aber Zeichnung und Malerei beginnen mit dem Schwarz auf weißem Grund.

Aus der Ordnung der Geometrie heraus dienen Strukturen oder Schraffuren räumlicher und somit Licht und Schattenmalerei. Um in Materie eindringen zu können sollten Maluntergründe verlassen werden und die Beobachtung und das Studium von Energien bereits der Beginn des Kunstwerks sein. Das Bild beginnt nicht auf der Leinwand oder dem Blatt sondern in der gedanklichen Umsetzung bei der Betrachtung. Es endet auch nicht auf der Leinwand sondern ist ein Dokument der Zeit.

Die Zeit überlagert. Sie überlagert Farben, reduziert sie auf ein Schwarz und im Kreuz und dem Leid ist im Christentum Erlösung verhießen.

Schwarz ist auch eine Farbe die alle anderen bündelt, die Wärme speichert und Energie ergibt. Beginnen wir mit der Liebe zur Energie.

Beobachten wir wie behutsam und sanft Blütenstaub verweht und wie stark die Verwurzelung einer Eiche ist.

Dann werden wir zum Menschen der vergisst und der durch sein Tun seine Freiheit manifestiert. Denn die Freiheit ist der Ort ohne Leid.




  


Martin Eckrich beim Vortrag des Textes



Einige Bilder die bei dem Seminar gemalt wurden



Aus dem Buch „Beides“ von Martin Eckrich, erschienen 1994



Ich denk so selten an Krieg,

ich kann’s kaum fassen, was geschieht.

Ich erfass den Wahn im Inneren,

dem Heiligen zum Wimmern

und gesteht mir tiefen Frieden zu

beim Außermirsein – bei der Ruh,

die schreit, HIER bin ich DA zum Greifen,

nimm mich

für das, was du brauchst zum reifen.

nimm mich

als Licht, Wasser, Erde, Wind,

Doch seh mich als Dein Kind

das herzensgut ist, doch auch wild

und ungezähmt und ungestillt,

allein ich bin mit Liebe erfüllt.

So bin ich sehend in mich gekehrt,

bin reflektierend, mein höchster Wert,

den ich ganz Dir hinüber schenk,

Du siehst mein Tun. Nun Lenk!

Erkennst, mich muss man zurechtweisen,              

da Dein Geist gleicht einem Weisen,

der liebt und lebt ohne Zerstörung,

dem Huld getan und auch Erhörung.

Kann zwischen uns Hass sein und Krieg?

Ein Kampf, de führt zum Sieg?

Ich komm aus Dir,

wie Du aus mir,

wir beide sind Menschen und verurteilend;

auf dieser Welt nur kurz weilend.

Du bist Böse, ich bin Gut,

nur das mein Gewissen ruht.

Auch Du bist weiß/schwarz/gelb/rot

mehr und mehr sind mehr in Not.

Menschlein bist gar zornig sehr

hast bald nichts zu essen mehr.

O Mensch in Deiner Not,

Du haust und trampelst alles Tod.

Kann ich einen Hass in mir spüren,

kein Tod kann von daher rühren.

Die Qual, die wir erleiden

wird sich massenhaft verbreiten.

Ein jedes Opfer ist unschuldig.

Der Geist, vor dem Tod geduldig

frägt warum soll ich sterben?

Ich kann Deine Schmerzen nicht lindern,

ich kann sie noch nicht mal verhindern.

Der Krieg in mir

zerstört den Kontakt zu Dir.

Ich kann zwar im Reim

poetisch sein,

doch es gibt Themen, die sind so todernst

dass jede Verschönerung, Verkleidung oder Verzierung

keinen Schutz mehr gibt vor der Betroffenheit,

die schreit;

Warum ? Warum sind wir nur so dumm?

Ach, lachen könnt ich immerfort

an jedem Ort.

Wahnwitzig frei zuckt das Fleisch aus Fühlung,

es findet brennend seine Kühlung

im Krampf und Kampf

ums eigene

Leben



Aus dem Buch „Beides“ von Martin Eckrich, erschienen 1994


Mein Kopf, er scheint so leer,

doch mein Herz das ist so schwer.

Ja, so fühl ich halt

die Gewalt

des vollkommenen Kreislaufs der Hüllen,

die wachsen und ihren Sinn erfüllen.

Ich kann Dich sehn, ich kann dich hören

doch in meinem Inneren bist Du nicht.

Oh ja, Du Licht.

Einfaches Licht.

Kannst du mich dort verwunden?

kann ich dich in mich lassen, gesunden?

Bist Du so himmlisch stark und sanft zugleich,

um mich nicht zu verletzten

in meinem göttlichen Bereich?

Dort hinein meine Zeit mir legst – mit mir eins wirst

und Dich nicht mehr regst.

Und ein Strom um uns das Wunder vollbringt,

womit etwas neu beginnt.

Ja, es wird mehr und mehr

hell und warm,

wo zuvor der Raum so leer.

Und die Trauben, sie füllen sich mit süßem Saft

zusammen pulsierend mir einer Kraft,

die sprudelnd und lachend und ungehemmt

die Wunden mir heilendem Nass überschwemmt.

Ja, mein Kopf - er dacht, Du bist nicht hier,

doch jetzt erkenn ich Dich, Du bist immer bei mir.



Aus dem Buch „Beides“ von Martin Eckrich, erschienen 1994


Abstraktion im Wort ausgedrückt

ist verrückt.

Es expandiert sich das Sein

als nicht allgemein.

Es isoliert sich sprengender Punkt,

und alle Ecken werden rund.

Ein Wort, abstrakt gefasst

entsteht aus seiner Hast,

die schreibt, was bleibt

zur richtigen Zeit.

Und macht das Erfassbare weit,

ja, schreit!

Ohne Sinn, ja sinnlos ist

und das, was ein Mensch vergisst;

und aus all dem großen Mist

kommt das was man letztendlich frisst.

Das lebensnotwendigste Ding

ist des Lebens Sinn,

und sing´ und sang dieser Untergang,

fährt auf zum Klang.

Dort ist das formuliert

was zur Erleuchtung führt.

Ich las Mensch seh´ mehr in mir,

Menschlein, ich als Hypertier.

Dank als All hierfür,

was das Grelle schür.

A zu dir

Meine Gier

Wir wir

la da ra ia A

EingSa Gebohn GouchKie

ABSTRAKTION.

Mein Sohn geboren durch Abstraktion.



Aus dem Buch „Beides“ von Martin Eckrich, erschienen 1994


Mies und traurig,

so fühl ich mich schaurig

doch der Schauer

ist von kurzer Dauer.

Schon schein die Sonne wieder,

und ich singe frohe Lieder.

Es scheint aber zu misslingen

weil meine Stimme will nicht klingen.

Ein Halsschmerzbazillus hat mich wohl entdeckt

und mich angesteckt.

Vom Schauer kam die Tröpfcheninfektion

was für ein Hohn!!!

Ich war schlecht gelaunt,

doch meinem Glück vertrauend,

das ich nicht besessen,

und es hat mich vergessen.

So hab ich als einen Schimmer,

das es kommen könnt noch viel schlimmer.

Ich könnt zum Beispiel ausrutschen

und mit meinem Hintern die Treppe putzen.

Und mein Steißbein würd sich biegen

und ich könnte nicht mal richtig liegen.

Oder mit dem Kopf wogegen knallen,

taumeln und vom Fahrrad fallen

und dabei mir das Bein aufreißen

und mir gleichzeitig noch auf die Zunge beißen.

Ich könnt mich auch beim Kochen verbrennen

und dann schnell zum Wasser rennen,

statt kaltes, heißes drüber laufen lassen

ich erschreck´, es klirrt, ich würd in Scherben fassen,

würde bluten

an einer Hauptschlagader, tät ich vermuten.

Es tropft auf den Boden sehr,

und ich hab kein Pflaster mehr.

Ich könnt auch beim Kirschen pflücken

soweit auf ´nen Ast vorrücken,

bis der bricht,

und ich fall aufs Gesicht.

Wenn mir das alles widerfährt

ist Halsschmerz kaum erwähnenswert.

Die Wolken sind bei mir schon fast ganz vertrieben,

Sonnenschein ist übriggeblieben.



Text zu dem Lied „Ja ich hab in meinem Herzen einen Wundersamen Schmerz“

Aus dem Buch „Liebe“, geschrieben 1996, für das Theaterstück „Der weiße Fleck“ vertont


Ja ich hab in meinem Herzen einen Wundersamen Schmerz

und die Luft erscheint wie Atem, Pflanzen wiegen sich darin.

Und ich seh` die Welt mit Ihren Farben, das weite Land duftet nach Sonnenschein.

Und der Mensch empfängt die guten Gaben.

Ich danke dir für dieses Sein - Ich danke dir für dieses Sein.

Blau wird alles in der Ferne, aus dem Berg fließt der Quell.

Abend wird es und die Sterne leuchten ewiglich und hell.

Und dich hör die Tiere, wie sie singen, die Blüten öffnen sich, sie treten ein.

Und das Rauschen beginnt zu klingen, ach wäre ich noch einmal klein,

ja wäre ich noch einmal klein.


So, ich hab in meinem Herzen, einem wundersamen Schmerz.

Schwere liegt am Boden

Feuchtigkeit wiegt in der Zeit.

Leis´ und weiß, der Schnee schwebt hin zum Weißen.

Es taut die Sonne jedes Jahr das Eis.

Und wie auf wundersame Weise, so wird im Frühling alles neu,

ja wird im Frühling alles neu.

Ja, ich hab in meinem Herzen, einem wundersamen Schmerz




Aus dem Buch „Paradies“, von Martin Eckrich, geschrieben 1996


Da liege ich im Schmutz und schaue empor

 zu Dir Glauben, und es kommt mir vor,

als bräuchtest Du nichts zu wissen,

als durchdrängst Du alles, wärest nie zerrissen.

Selbst Tod und Leben sind ohne Grenzen.

Ich fühle Verschmelzung von tausendfach Wesen

und denke mein Denken, es ist weg und still

spüre die Reichheit vom Nichts und Gefühl.

Traue dem Schmerz, süßbrennendem Stich.

Die Nässe des Taumels sammelt sich für Dich,

drehend und saugend in weite Dunkelheit,

befreit und fliegend in ewiger Zeit.

Der Scheideweg durch schmerzliche Enge

ist kurz, fließend sich dorthin dränge

das Leben im Sog in Geborgenheit.

Vereinend sich dass, was geschaffen zu zweit.

Gar Gegenpol singend in Harmonie,

mag weinen und lachen zusammen und Nie,

wie findend ein Ende kurz klein überschaut

so lieb, dass Mensch sich Nichts und Alles traut.

Erhebend sind Augen, sind beide die schau´n.

Sie sehen wie Wirklichkeit ist der Traum.

Klar – kühler Sauerstoff reinigt das Blut.

Und Rhythmus, wiederkehr scheint uns so gut.

Geschluckt ist dies Licht

und Blindheit zur Sicht.

Seht, der Körper, er wird zu Staube,

dessen Geist er wird zum Glaube.


Ja Ding

an dem ich hing.

Du bist nicht mehr da

Doch laut hör ich

Ja,

vom Tode zum Leben

tust Sinn mir geben!



Aus dem Buch „Die Reise“ Texte und Zeichnungen von Martin Eckrich, erschienen 2003


Könnte ich schreiben wie ich male,

ganz klar und weit wäre mein Bild.

Ein Horizont aus zartem Blau und Rosa

wie Kitsch die Sehnsucht nach der Harmonie.

Die Sehnsucht nach lang vermisstem.

Und Felsen klammern den Horizont ein.

Mit Ihrer Härte

geben Halt der Weite.

Und weich undendlich weich

das gleiten einer Möwe.

Der Wind spielt schillernd warmen Felsen

um mich und Blumengräser

das Blau hineingefallen färbt alles ein ganz zart.

Ist nun ein Bild gelungen

hat eben grad ein Vogel es mitgenommen

wer weiß wohin weit weg.



Aus dem Buch „Die Reise“ Texte und Zeichnungen von Martin Eckrich, erschienen 2003


Voll Lebenslust

das Meer reibt sich am Felsen schaumig

springt am ihm hoch

und spritz vergnügt

geht vor zurück

und auf und ab

und hört nie auf zu drängen.

Jetzt wird es wild

die ganze Bucht

ist weiß und aufgewühlt

gar wolkig hell

der nasse Nebel

zerstäubt besinnungslos

die Wellen brechen sich

Fontänen stürzen übereinander

die eine hoch

die andre höher

es steigert sich fortan das Schauspiel

vermengt das Blau

Türkis mit hellem Wasserschaum

mit Tiefe die dem Himmel gleicht.

Das pure Leben scheint es zu sein.

Es kämpft und arbeitet und spielt.

Das Wassermeer es ruht und gibt sehr großen Lebensraum.

Es zeigt sich hier mit lauter Stärke

verschwenderischem Witz

das ist ein Grund zur Freude

und komme ich zu nah heran

macht es mich nass mit Schwung.

Das Meer

das Wasser

und die Wellen

sie singen rauschend

Kanon Lieder



Liedtext zur Performance „Das Gold der Sonne“


Das Gold der Sonne


Wissen um die Zeit die in ihren Zyklen ihre Bahnen zieht die zum Licht sich erhebt.

Die Sonne spielt mit ihrer frischen Frühlingsstärke mir Leben in den Raum.

Sie reflektiert sich zwischen mein Denken und dem Schreiben.

Türmt sich zum Kegel über meinem Kopf.

So verlassen die Gedanken den menschlichen Hochmut und sie treten in den Leuchtkegel ein.

Ein Hut der schützt und weiß zugleich.

Pflanzend in die Erde hineingebend Reichtum, Kampf und Kunst

dem hineingebend was mit Schwere ist behaftet.

Erdreich ohne Licht. Ein dunkles Feld der Energie,

der Ruhe ohne das Wasserwissen dem Ausgleich zum

lichten lebendig sein, das grenzenlos die Welt erweitert.

Ich halte mich fest am irdischen Kern der stets

zur gleichen Zeit zu keinem scheint

und Stück für Stück, Ring um Ring,

Sonne um Sonne baut sich das Göttliche ordnend auf.

Und Opfer werden an ihm angelehnt. Die Menschwerdung in drei Teilen:

des Vaters, der Mutter und des Kindes,

die in der Zeit ihr Leben ließen.

Selbst dieses Wissen wurde vergraben.

Das Gold wurde geopfert und das göttliche dem Materiellen eingepflanzt.

Und wundersam wurde es uns geborgen.

Ohne die Enge von Rhythmen und Takten flammet der Körper sein Tanzen in den Weltenraum.

Schweiß und die Behütung sind näher dem Gold – dem Gold vom Himmel und näher Pflanzengräsern

ob wir wachsen oder vergehen, wir sind näher dem Himmel.



Liedtext zur Performance „Das Gold der Sonne“


  


Gesang der Wärme


Der Abend war frisch geworden

und die Paare kuschelten sich aneinander.

Die Sonne glühte in das Blau der Nacht

und verschmolz mit ihm in einem violettblauen Bett

von Hügeln und Bäumen.

Dazwischen erhoben sich die hellen Bauten in denen nach und nach

orangefarbene Lichter entzündet wurden,

wie Sterne die zu früh vom Himmel fielen

und bei den Liebenden leuchtete ein See aus Blumen.

Gesang der Wärme

Kleine Flecken auf dem gelblichen Papier springen und tanzen

rotes Haar und ein Klavier im kühlenden Schatten.

Der Raum erschallt und klingt und schwingt noch lange nach.

Das Land erstrahlt Ruhe, große Ruhe aus und ich bin hier gerne.

Wie die Sterne die zu früh vom Himmel fielen

und bei den Liebenden leuchtete ein See aus Blumen.





Liedtext zur Performance „Das Gold der Sonne“


Sonne


Sonne o Sonne

deine Familien sind aufgebrochen

im mit uns auf Reise zu gehen.

Deine zerbrechliche Kraft die uns speist

du gibst uns Atem voll süßer Düfte

und schwach werd ich wenn ich an dein vergehen denke

Sonne o Sonne

dir danke ich in alter Tradition

danke weil ich danken kann

Verronnen sind die Sagen wie Wasser im Moor

hier sind die neuen Rufe der Vögel

sie singen durcheinander Twi twi zwie tititit

schlagen die Rhythmen in ihrem Ursprung

Spiegelungen blenden zum Abend in mich

und ich sauge tief die Luft in mich

Sonne o Sonne

was von mir einmal geliebt wurde halt ich fest

denn es ist mir die Nahrung der Seele

Sonne o Sonne

mit dir springt das Grün aus der Erde

für den Wurm und jedes Tier

Ich zähl hier die Ecken von Kästen

sehne mich nach Wunder und Durchleuchtung

Nehme sie in mir auf und nur das

Glücklich sein scheint etwas weiter

zu existieren

Und das Glück schlägt zu

es hat vergessen zu enden

und jetzt erst recht sind die Sonnen am blenden

Ohne die Enge von Rhythmen und Takten flammet der Körper sein Tanzen in den Weltenraum.

Schweiß und die Behütung sind näher dem Gold – dem Gold vom Himmel und näher Pflanzengräsern

ob wir wachsen oder vergehen, wir sind näher dem Himmel.



Ein Text von Martin Eckrich zur Lesung der Autorengruppe "Dichterzusammen" zu dem Thema "Heimat" in der Stadtbücherei Schifferstadt.



Heimat


Die Nähe zur Natur

ich atme Frühling

und Sonne breitet sich in mir aus

Ich bin in mir

und um mich ist alles verändert

Die feste Konstante Heimat

verweist in meine Vergangenheit

In meine Entwicklung

und zu meinen Eltern

denen Heimat so viel bedeutete

die ihnen die Welt reich machte und groß

die Dinge die sie umgaben sprachen

von Erlebnissen und Zeitgeschehen

und noch sprechen sie

über den Umgang mit den notwendigen Erledigungen

den Umgang mit den Bohnenschneitmühlen

Und Kaffeemühlen

den Eischneerührern

den Biedermeiermöbeln

Es sprechen die, Scherbenfunden in tiefer Erde

die schlammigen Brunnenfassungen

die schrulligen alten Personen

Schaule, Mayers Paul, Lehrer Kerth.

Die strenge Oberlehrerin Ella Goepfrich

Namen von so früh gestorbenen.

Jeder Name weckt in mir Geschichten

die wie Perlen, Münzen und Gold

in einer alten Schatzkiste warten.

Namen von Freunden meiner Eltern,

die allesamt fleißig mitgearbeitet haben an dieser Heimat

Wilberz und Heinz mit tiefem Atem im Ursprung des Lebens

Dem Bürgermeister Josef

Den Fachwerkhäusern

Theo

Dem Verein der mir mein Heimatbild nicht überlässt

Die vielen Bäume die gefällt wurden

all das ist Heimat

Und die Wege die verboten waren

und zur Dampflokomotive führten.

Und den Hasen

die wir nie erwischten

weil wir zu langsam waren.

Dem Freund mit dem ich in die Dämmerung

durch die Weite Grenzen überfuhr.

Und die Sonne

die golden zum Abend

mir Ackerland mit großen alten Nussbäumen krönte.

In einem Reich, in dem

sich sandige Wege hin zu einer Bergkette schlängelten.

Und die Sprache nimmi entfremdet

sondern Gut ohne Richtung

im Jetzt eine Feld- und Wiesenlandschaft beschreibt

die nur noch eine schnelle Abkürzung

zum Zufluchtshaus ist.

Ein Raum der mich vor de Liebschde,

wo ich gar net wisst wer des hier in de Stadt sei soll schitze det.

Meine Heimat ist die,

die hier vor 1200 Jahr ca. vor Christus war

hab ich dem Bürgermeister gesagt.

Der Queckbrunnen ist ein Stück Heimat

und die Hügelgräber im Wald und der Umgebung

Und auch im Queckbrunnen konnte ich meinen Sohn nicht taufen unter freiem Himmel

Dazu fehlte unserer Kath. Kirche, in der ich diese Eingabe hatte, trotz dort abgehaltenem „Gottesdienst“ die Flexibilität.

Heimat ist kein Außen mehr

es ist Nichts mehr.

Keine Freunde die sich um sie kümmern dürfen

Denn sie wurden vom Bestand abgelehnt

Heimat ist, kein Nachbar der vom Hahn geweckt wird

Kein Wojtschetschoftski

der mit einem Münzsuchgerät

über die Äcker läuft.

Und Andreas und Zilla die mit Satellit archäologische Fundorte genau bestimmen

Heimat ist eine feste Konstante

und wir sind in sie eingegangen

wie die Indianer in das Reich Manitus.

Unsere Chorgesänge

waren von Hayden und Bach

in den höchsten Tönen in Freundschaft zum Leben gesungen.

Wo Bernhard und Beate die Welt entdeckten

und die Pfalz wandelten zu Land und Bergen die uns wiegen

deren warme Erde und die gewärmten trockenen Sandsteinquader

den Eidechsen alle Zeit zum Sonnentanken geben die sie brauchen

Wo stolze lange Luftranken ihre schlanken Flügel

zur sanften Energiegewinnung in den Strom des Windes tauchen

und sich im Rad ein Kreislauf doch erneuert.

Und doch der Blick auch in die Zukunft wächst

um alles Feste zu verwerten

Und Sinn und Liebe ihr als Kern und Quelle ist

gleich dem Blick in mich der Frieden geschlossen hat

mit der Heimat und mit der Vergangenheit meiner Gegenwart.

Ich muss aber sagen: es fällt mir schwer.

Die Bilder aber nicht, die Sonnenunter- und -aufgänge

die Flussbette die Haardt mit ihren blauen schlafenden Riesen

dem Baggerloch das nun ein See ist.

Diese Bilder sind mir Heimat

dieses flache Land das meist nur Himmel und Erde ist wie am Meer

und an dessen Scheidegrenze goldbeleuchtet Schilfkämme sich durch die

blaue Atmosphäre ziehen; und wo im Wald noch Flüsse leise fliesen.

Seine gemischten Blätter und Nadeln die mit der Sonne die funkelnsten Spiegeleiungen

in Grün und Gelb den verwunschenen Ort der der Zauberei vom bewegten Licht und Schattenspiel ergeben.

Kleine Medaillons oder große Schauplätze auf denen sich Licht und Farben vermengen

hinter Zufluchtshäusern erhaltene Gärtenidyllen

durch die der wichtige Bauunternehmer einen Strich der Realität ziehen möchte.

Die Striche die durch das ganze Land gezogen werden

und uns und die Natur eingrenzen so dass wir nur im Flug Details in unbegehbarer weiter Ferne finden.

Irgendwann und zwischendrin lande ich wieder in der Heimat

oder ich gehe für immer in ein anderes schönes Land mit seinem Heimatort der vielleicht zu meinem wird.

Heimat ist nicht gleich Vergangenheit.

Dass ich hier bleibe ist für mich feste Konstante doch ich möchte nicht die Größe der Erde und die Vielfalt von ihr auf diesen Punkt Schifferstadt oder Kaiserslautern oder München eingrenzen.

Diese Größe ist das was mir in meiner Kleinheit Geborgenheit gibt.

Das Weltenrund, der große warme Bauch unter dem der Herzschlag vom Werden und Vergehen schlägt,

an dem ich mich anlehne

um Auszuruhen

einzuatmen

und das Glück

in der Sekunde der Ewigkeit zu spüren.

Heimat

Und um sie herum beginnen

fadendünne Luftwurzeln,

wuchernd, Halt und Nährung zu finden.

Es formt sich zaghaft ein Wiedergutmachen des Äußeren dem Inneren.

Staub und Sand werden zum Grund und Muttererde

in der Schätze versenkt werden.

Energie umleuchtet einen Ort.

Mit der Zeit erfährt dieser eine Bewusstseinserweiterung.

Das verstandene Leben von Menschen mit ihren Dingen und ländlichen Begebenheiten

und das Verstehen der Menschen die zur Arbeit täglich gehen

die isoliert sind vom Umfeld oder jenen die Suchend sind und unverstandenes Leben das nicht zu Recht kommt mit der Moral und den Werten,

lässt mich Heimat als die Stelle auf der Erde begreifen,

auf der alles getan wird um richtig zu Handeln

im Hier und Jetzt die Welt für die Zukunft zu formen.

Starrheit aufzulösen und aus den neu gebildeten Wurzeln

die Kraft des Wassers und der Sonne und der Erde und dem Wind zu schöpfen.

Wie in allen Zeiten

Um Geborgenheit zu finden

im Urknall

der in unserem Weltall wohnt.



Abgehoben


Ein Liedtext von Martin Eckrich aus dem Buch "Kleine Magellansche Wolke"



Abgehoben von der Erde

Schwebe ich in dir.


Ich sehe den hellen Sand

der vor wärme glüht

die Luft darüber brennt

und spiegelt das vertrocknete Land

Büsche und karge Bäume

trennen in der Ferne

den Himmel von der Erde

die Luft flimmert und es spiegelt sich

das Wasser des Himmels in heißem Staub.


In einem kleinen warmen Schatten

sitzend beobachte ich zwei

kleine dürre Bäumlein

Sie stehen allein mit schweren

Gedanken an die Zukunft.

Ein Kreis von dürren Büschen

umschließt den Himmel und vermehrt ihn

gibt im Licht

der Erdplanet er wird zum Stern.

Ein Teil des Himmels

um Wurzeln zu schlagen

wie ein Busch im feinen Sand.


Und das Hören begreift

wie das Sehen es spürt.

Aus der Tiefe der Rhythmus

schlägt das Rauschen im Takt

Takt für Takt singt darüber

die Melodie sanft jenen Klang

der verstreicht und entrinnt

und im Chore singt der Himmel

ertönt engelsgleich Gloria

und ich habe mein Werden erreicht.


Abgehoben von der Erde

schwebe ich in dir

schwebe ich in dir



Festhalten


ein Text von Martin Eckrich, geschrieben in Evora, Portugal




Festhalten können wir es nicht nur genießen


Denn jede Bewegung

eröffnet den Blick

auf ein weiteres Paradies

Die Schönheit der Welt ist grenzenlos, grenzenlos


Es zerstäubt sich das Wasser

durch einen Brunnen im Teich

und riecht nach dem Schmutz der Gänse

Es klingt dieses Rauschen so reich

es flüstert mit mir und funkelt warm

die Sonnenspiegelungen tanzen

das Lachen vom Kind

und der vertraute Ruf der Taube

begleitet mein Leben, mein Leben lang

und immer schon weiß ich,

ich bin bei Dir

und ich komme zu Dir zurück

zurück, zurück


Es flimmert. Es sprudelt

und es rauscht und es ist schmutzig

in meinem Maltöpfchen

und keiner sagt mit

ich soll damit aufhören

das ist das Beste daran.


Alles begleitet einander

Der Spatz, der freche,

die Tauben und diese die Gänse

Wir bleiben sitzen

als die Spatzen mit den Tauben

auf Nahrungssuche gehen.


Festhalten können wir es nicht nur genießen