Ein Text von Martin Eckrich zur Lesung der Autorengruppe "Dichterzusammen" zu dem Thema "Heimat" in der Stadtbücherei Schifferstadt.
Heimat
Die Nähe zur Natur
ich atme Frühling
und Sonne breitet sich in mir aus
Ich bin in mir
und um mich ist alles verändert
Die feste Konstante Heimat
verweist in meine Vergangenheit
In meine Entwicklung
und zu meinen Eltern
denen Heimat so viel bedeutete
die ihnen die Welt reich machte und groß
die Dinge die sie umgaben sprachen
von Erlebnissen und Zeitgeschehen
und noch sprechen sie
über den Umgang mit den notwendigen Erledigungen
den Umgang mit den Bohnenschneitmühlen
Und Kaffeemühlen
den Eischneerührern
den Biedermeiermöbeln
Es sprechen die, Scherbenfunden in tiefer Erde
die schlammigen Brunnenfassungen
die schrulligen alten Personen
Schaule, Mayers Paul, Lehrer Kerth.
Die strenge Oberlehrerin Ella Goepfrich
Namen von so früh gestorbenen.
Jeder Name weckt in mir Geschichten
die wie Perlen, Münzen und Gold
in einer alten Schatzkiste warten.
Namen von Freunden meiner Eltern,
die allesamt fleißig mitgearbeitet haben an dieser Heimat
Wilberz und Heinz mit tiefem Atem im Ursprung des Lebens
Dem Bürgermeister Josef
Den Fachwerkhäusern
Theo
Dem Verein der mir mein Heimatbild nicht überlässt
Die vielen Bäume die gefällt wurden
all das ist Heimat
Und die Wege die verboten waren
und zur Dampflokomotive führten.
Und den Hasen
die wir nie erwischten
weil wir zu langsam waren.
Dem Freund mit dem ich in die Dämmerung
durch die Weite Grenzen überfuhr.
Und die Sonne
die golden zum Abend
mir Ackerland mit großen alten Nussbäumen krönte.
In einem Reich, in dem
sich sandige Wege hin zu einer Bergkette schlängelten.
Und die Sprache nimmi entfremdet
sondern Gut ohne Richtung
im Jetzt eine Feld- und Wiesenlandschaft beschreibt
die nur noch eine schnelle Abkürzung
zum Zufluchtshaus ist.
Ein Raum der mich vor de Liebschde,
wo ich gar net wisst wer des hier in de Stadt sei soll schitze det.
Meine Heimat ist die,
die hier vor 1200 Jahr ca. vor Christus war
hab ich dem Bürgermeister gesagt.
Der Queckbrunnen ist ein Stück Heimat
und die Hügelgräber im Wald und der Umgebung
Und auch im Queckbrunnen konnte ich meinen Sohn nicht taufen unter freiem Himmel
Dazu fehlte unserer Kath. Kirche, in der ich diese Eingabe hatte, trotz dort abgehaltenem „Gottesdienst“ die Flexibilität.
Heimat ist kein Außen mehr
es ist Nichts mehr.
Keine Freunde die sich um sie kümmern dürfen
Denn sie wurden vom Bestand abgelehnt
Heimat ist, kein Nachbar der vom Hahn geweckt wird
Kein Wojtschetschoftski
der mit einem Münzsuchgerät
über die Äcker läuft.
Und Andreas und Zilla die mit Satellit archäologische Fundorte genau bestimmen
Heimat ist eine feste Konstante
und wir sind in sie eingegangen
wie die Indianer in das Reich Manitus.
Unsere Chorgesänge
waren von Hayden und Bach
in den höchsten Tönen in Freundschaft zum Leben gesungen.
Wo Bernhard und Beate die Welt entdeckten
und die Pfalz wandelten zu Land und Bergen die uns wiegen
deren warme Erde und die gewärmten trockenen Sandsteinquader
den Eidechsen alle Zeit zum Sonnentanken geben die sie brauchen
Wo stolze lange Luftranken ihre schlanken Flügel
zur sanften Energiegewinnung in den Strom des Windes tauchen
und sich im Rad ein Kreislauf doch erneuert.
Und doch der Blick auch in die Zukunft wächst
um alles Feste zu verwerten
Und Sinn und Liebe ihr als Kern und Quelle ist
gleich dem Blick in mich der Frieden geschlossen hat
mit der Heimat und mit der Vergangenheit meiner Gegenwart.
Ich muss aber sagen: es fällt mir schwer.
Die Bilder aber nicht, die Sonnenunter- und -aufgänge
die Flussbette die Haardt mit ihren blauen schlafenden Riesen
dem Baggerloch das nun ein See ist.
Diese Bilder sind mir Heimat
dieses flache Land das meist nur Himmel und Erde ist wie am Meer
und an dessen Scheidegrenze goldbeleuchtet Schilfkämme sich durch die
blaue Atmosphäre ziehen; und wo im Wald noch Flüsse leise fliesen.
Seine gemischten Blätter und Nadeln die mit der Sonne die funkelnsten Spiegeleiungen
in Grün und Gelb den verwunschenen Ort der der Zauberei vom bewegten Licht und Schattenspiel ergeben.
Kleine Medaillons oder große Schauplätze auf denen sich Licht und Farben vermengen
hinter Zufluchtshäusern erhaltene Gärtenidyllen
durch die der wichtige Bauunternehmer einen Strich der Realität ziehen möchte.
Die Striche die durch das ganze Land gezogen werden
und uns und die Natur eingrenzen so dass wir nur im Flug Details in unbegehbarer weiter Ferne finden.
Irgendwann und zwischendrin lande ich wieder in der Heimat
oder ich gehe für immer in ein anderes schönes Land mit seinem Heimatort der vielleicht zu meinem wird.
Heimat ist nicht gleich Vergangenheit.
Dass ich hier bleibe ist für mich feste Konstante doch ich möchte nicht die Größe der Erde und die Vielfalt von ihr auf diesen Punkt Schifferstadt oder Kaiserslautern oder München eingrenzen.
Diese Größe ist das was mir in meiner Kleinheit Geborgenheit gibt.
Das Weltenrund, der große warme Bauch unter dem der Herzschlag vom Werden und Vergehen schlägt,
an dem ich mich anlehne
um Auszuruhen
einzuatmen
und das Glück
in der Sekunde der Ewigkeit zu spüren.
Heimat
Und um sie herum beginnen
fadendünne Luftwurzeln,
wuchernd, Halt und Nährung zu finden.
Es formt sich zaghaft ein Wiedergutmachen des Äußeren dem Inneren.
Staub und Sand werden zum Grund und Muttererde
in der Schätze versenkt werden.
Energie umleuchtet einen Ort.
Mit der Zeit erfährt dieser eine Bewusstseinserweiterung.
Das verstandene Leben von Menschen mit ihren Dingen und ländlichen Begebenheiten
und das Verstehen der Menschen die zur Arbeit täglich gehen
die isoliert sind vom Umfeld oder jenen die Suchend sind und unverstandenes Leben das nicht zu Recht kommt mit der Moral und den Werten,
lässt mich Heimat als die Stelle auf der Erde begreifen,
auf der alles getan wird um richtig zu Handeln
im Hier und Jetzt die Welt für die Zukunft zu formen.
Starrheit aufzulösen und aus den neu gebildeten Wurzeln
die Kraft des Wassers und der Sonne und der Erde und dem Wind zu schöpfen.
Wie in allen Zeiten
Um Geborgenheit zu finden
im Urknall
der in unserem Weltall wohnt.
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